Liebe Leserinnen und Leser,
heute möchten wir Ihnen gerne das Interview der Redaktion von ProMosaik e.V. mit Herrn Ekkehard Lentz, dem Sprecher des Bremer Friedenforums, präsentieren, dem wir sehr dankbar für seine Zeit und seinen wertvollen Beitrag sind.
Angesichts der geopolitischen Lage im Nahen Osten sind wir von ProMosaik e.V. der felsenfesten Überzeugung, dass einzig und allein der Pazifismus die wahre Alternative für die Menschheit darstellen kann.
Gewalt ist immer die falsche Lösung. Und Waffenexporte sind auch immer falsch, unabhängig davon, an wen sie gehen. Und trotz und gerade wegen dieser geopolitischen Lage sind ein NEIN gegen Waffenexporte und ein JA für den Frieden die richtige Wahl.
Frieden beginnt nach Herrn Lentz wie auch für uns mit der Friedenserziehung der Kinder von Klein auf. Wir müssen uns der Herausforderung der Friedenserziehung als Gesellschaft stellen.
Krieg ist nichts anderes als Wahnsinn. Und dieser Wahnsinn wird durch die Rüstungsexporte und die Waffentechnologie erst möglich. Der Krieg hinterlässt nur Trümmerfelder, wie die in Gaza.
Deutschland muss dringend damit aufhören, als Kriegspartei seine Interessen im Ausland zu wahren und sich hingegen für den Frieden einsetzen. Dies muss auf politischer Ebene erfolgen.
Wie wir von ProMosaik e.V. sind wie auch Herr Lentz felsenfest davon überzeugt, dass die „kleinen Leute“, wie wir sie immer in unseren Beiträgen nennen, den Frieden aufbauen können. Vereine und Verbände aller Kulturen und Religionen müssen zusammenarbeiten, um eine Kultur des Friedens aufzubauen.
Die Medien müssen sich auch an der Kultur des Friedens orientieren. Wir müssen uns gegen die Waffenlobbys auflehnen und für den Frieden demonstrieren.
Auch in den sozialen Medien muss dringend eine Kultur des Friedens die Kultur des Hasses ersetzen. Natürlich wird es schwieriger und schwieriger angesichts all dieser unsinnigen Kriege, aber Frieden ist die absolute Priorität, unabhängig von der Anzahl der Kriege und der Schwierigkeiten, die uns den Weg versperren.
Bleiben wir optimistisch und setzen wir uns weiterhin für den Frieden ein. Das ist unsere Mitteilung an die Welt.
Nun möchte ich Herrn Lentz das Wort übergeben. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare zu diesem wundervollen Interview.
Dankend
Dr. phil. Milena Rampoldi
Redaktion von ProMosaik e.V.
1. Woher schöpfen Sie als Pazifist Ihren Optimismus, dass Menschen
irgendwann mal verstehen werden, dass Gewalt immer die falsche Lösung ist?
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Menschheit nur eine Zukunft hat, wenn Gewaltstrategien zugunsten von Verhandlungen und gerechtem Ausgleich zurückgedrängt werden. Was im Umgang zwischen Menschen im Alltagsleben selbstverständlich ist, dass man sich bei Konflikten nicht umbringt, muss endlich auch bei zwischenstaatlichen oder innerstaatlichen Konflikten gelten.
Alle Meinungsumfragen zeigen, dass die Mehrheit der deutschen Bevölkerung pazifistisch denkt und gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr sowie Waffenexporte votiert. Daran hat die Friedensbewegung mit ihrer unermüdlichen Arbeit – oft im Kleinen und von den Medien nicht groß beachtet – sicherlich ihren Anteil.
Es ist aber noch ein langer Weg, dass Menschen ihre „Würde“ nicht mehr darin finden, mit falschem Heroismus andere umzubringen. Diese Vorstellung ist beispielsweise noch auf vielen Kriegerdenkmälern in unserem Land zu finden, auch in einer Anzeige in der FAZ vom 30. August, in der eine Familie der im 1. und 2. Weltkrieg gefallenen Angehörigen gedenkt, die “für das Vaterland“ gestorben seien.
Mut macht mir, dass es – neben den ziemlich stabilen Meinungsumfragen – in ganz unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen pazifistische Strömungen gibt, so in den Kirchen (Papst Franziskus, Pax Christi, Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland), in den Gewerkschaften, in den Sportverbänden, bei Künstlern, selbst in Unternehmerorganisationen, die in Sanktionen, Militärdrohungen und –aktionen gravierende Störungen in den Beziehungen zu ihren ausländischen Geschäftspartnern befürchten, natürlich auch Einbußen ihrer Gewinne. Nicht zuletzt gibt es im Bundestag zahlreiche Abgeordnete vor allem der Linkspartei, die sich für die Anliegen der Friedensbewegung einsetzen.
2. Welche sind Ihre Ratschläge an Lehrer und Eltern, um die Kinder von
klein auf zum Frieden zu erziehen?
Ich bin im Hauptberuf Erzieher und kann nur die Empfehlung geben, schon in der Krippe und im Kindergarten und natürlich auch zu Haus anzufangen: Reden. Nicht schlagen. Reden. Und Kompromisse aufzeigen! Sobald die Kinder älter sind, kann über Gründe und Schrecken von Kriegen gesprochen werden. Und auch das ist für mich klar: Die Bundeswehr hat in Kindergärten, Schulen, Hochschulen und Job-Centern nichts zu suchen. Die Gefahren militärischer Einsätze dürfen nicht tabuisiert werden, wie es die Bundeswehr in ihrer Werbung tut. Friedenserziehung und die kindgerechte Vermittlung der Schrecken des Krieges, sind enorm wichtige pädagogische und politische Aufgaben.
3. Was gibt Ihnen bei jeder neuen Herausforderung und bei jedem neuen
Krieg die Kraft, sich für den Frieden einzusetzen?
Krieg löst keine Probleme, Krieg und Aufrüstung sind das Problem! Meine eigene humanistische Erziehung und meine friedenspolitischen Grundpositionen geben mir Kraft. Und: Ich will mir treu bleiben und nicht den Mund halten. Sagen, was ich denke. Nein sagen zum Wahnsinn von Krieg, Massenvernichtungsmitteln, Aufrüstung, Rüstungsexport und Terror. Zum Glück gibt es viele Menschen, die ähnlich denken. Auch in den sozialen Netzwerken. Dort die Ziele der Friedensbewegung noch fester zu verankern, sehe ich als wichtige Aufgabe.
4. Wie kann die Politik zum Frieden beitragen?
Unser Land ist inzwischen Kriegspartei und handelt zur Sicherung geostrategischer und wirtschaftlicher Interessen – auch im Nord-Irak mit seinen immensen Öl- und Erdgasvorräten. Die Unterstützung mit Waffen aus Deutschland für die kurdische Region bezeichnete der CDU-Außenpolitiker Friedbert Pflüger jüngst als „geopolitische Aufgabe ersten Ranges“. Für mich gibt es weder humanitäre Auslandseinsätze der Bundeswehr noch humanitäre Waffenlieferungen aus Deutschland. Es muss stattdessen eine politische Unterstützung für die progressiven Kräfte geben, die für soziale Befreiung und nationale Unabhängigkeit kämpfen und sich gegen Imperialismus, Feudalismus und religiöse Fanatiker wehren.
„Der Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts“, hat Willy Brandt einmal gesagt. In der heutigen Zeit wäre eine Kurskorrektur hin zu einer konsequenten Friedens- und Deeskalationspolitik dringend erforderlich. Glaubwürdiger Einsatz für die Interessen der Menschen, die hier leben, und Verantwortung für die Menschen in anderen Ländern und Regionen sollte durch zivile Einsätze (humanitäre Hilfe) und Diplomatie sowie durch gerechte und intensive Handelsbeziehungen erfolgen. Die Förderung von Schüler- und Studentenaustausch sowie der Ausbau internationaler Sportkontakte auf „unterer“ Ebene könnte im zwischenmenschlichen Bereich viel bewirken.
Wir müssen weg kommen von der üblichen Klientelpolitik und Selbstbedienung. Wenn ich daran denke, dass der CDU-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Volker Kauder, den Wahlkreis vertritt, in dem der Rüstungskonzern „Heckler & Koch“ beheimatet ist, sehe ich natürlich sofort die Rolle Deutschlands als drittgrößter Waffenexporteur. „Unsere“ Politiker sind dem Allgemeinwohl und nicht den Interessen der Elite und „Elite-Staaten“ verpflichtet.
5. Wie wichtig ist in Deutschland die Tätigkeit der Vereine für den
Frieden?
Immer und überall sollte es Beispiele für friedliches Miteinander geben und in Verlautbarungen nach außen sollte Freundschaft das oberste Ziel sein.
Besonders im Sportbereich, aber auch im Musik- und Gesangswesen.
6. Glauben Sie wie wir von ProMosaik e.V., dass die kleinen Leute den Frieden aufbauen können?
Alle Menschen, die nicht am Krieg verdienen, sollten zum Frieden beitragen. Das sind natürlich überwiegend die „kleinen“ Leute, aber wir sollten uns an alle wenden, die gegen Krieg eingestellt sind. Also auch an die Mehrzahl der Kulturschaffenden, um nur ein Beispiel zu nennen. Für den Frieden aktiv sind unzählige Gruppen und Initiativen. Diese stärker miteinander zu vernetzen, ist eine Aufgabe, die wichtiger denn je ist. Das Motto: „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt“ bleibt zeitlos richtig. Veränderungen – auch in friedenspolitischer Hinsicht – werden nur erreicht, wenn sich Menschen organisieren und ihre Interessen in der Öffentlichkeit vertreten. Da, wo sie schon Mitglied sind, sollten sie ihre Verbände (Gewerkschaften, Parteien, Kirchen, Sportvereine) dazu drängen, auf eine Politik mit weniger Militär und Rüstung zu setzen.
7. Was kann man konkret als kleine Leute gegen die Waffenlobbys unternehmen?
Über den Rüstungswahnsinn sprechen, informieren, dagegen bei Mahnwachen, Ostermärschen, Demos protestieren, Mitstreiterinnen und Mitstreiter gewinnen, Aktionen auch vor örtlichen Rüstungsfirmen machen, Leserbriefe schreiben, Homepages und Facebook-Accounts von Friedensorganisationen weiterempfehlen, die örtlichen Bundestagsabgeordneten stärker in die Pflicht nehmen usw.Aber wir haben es mit mächtigen Gegnern zu tun. 2013 stiegen allein die deutschen Rüstungsausgaben auf über 36 Milliarden Euro. Auf dem jüngsten NATO-Gipfel in Wales wurde eine weitere massive Erhöhung der Militärausgaben angekündigt.
8. Wie kann in Gaza der Friede einkehren?
Die Orte im Gazastreifen gleichen nach dem letzten Krieg einem Trümmerfeld. Hunderttausende haben dort ihre Wohnungen verloren. Selbst Krankenhäuser, Rote-Kreuz-Lazarette und UN-Einrichtungen wurden angegriffen. Eine Lösung des Konflikts scheint nicht in Sicht. Der Frieden kann nur einkehren durch die Einhaltung des Völkerrechts, die Umsetzung der diversen UNO-Resolutionen, das heißt Schluss mit dem Siedlungsbau und der fortdauernden Enteignung der palästinensischen Bevölkerung, durch die Festlegung der Grenzen und den Wegfall der Mauer. Nur über diplomatische Wege, nicht über Waffenlieferungen, wie sie bis jetzt auch von Deutschland aus geschehen. Sicherheit wird nicht durch immer tödlichere High-Tech-Waffen gewonnen, sondern durch eine Politik der guten Nachbarschaft, der Respektierung internationalen Rechts und des Prinzips der Gleichheit der Menschenrechte für alle ethnischen und nationalen Gruppen. Die Gewaltspirale muss beendet werden, denn jedes ihrer Opfer ist ein verlorenes Menschenleben.
9. Ist der Kampf für den Frieden schwieriger als in der Vergangenheit?
Welche sind die neuen Herausforderungen in diesem Jahrtausend?
Manchmal denke ich, dass der Friedenskampf heute schwieriger ist. Das Wissen um die Ursachen der Kriege, ökonomische und strategische Ziele, ist zwar durchaus verbreitet und kann über die Medien und das Internet schnell aufgefrischt werden. Aber noch weiter verbreitet ist die Resignation, ist das Gefühl, die Politiker machen sowieso, was sie wollen. Auch die großen Protestbewegungen haben – mit Ausnahme des Beitrags zur Meinungsmehrheit in der Bevölkerung – substanziell leider wenig erreicht. Mit Mahnwachen und Friedensdemos können eben keine Waffenberge abgerüstet werden. Die Resignation und der Rückzug in die kleine persönliche heile Welt liegen daher nah beieinander.
Aber die Aufgaben sind heute mehr denn je: Das weitere Vordringen des einzigen Militärbündnisses (NATO), das offensiv imperiale Ziele und andere Länder bedrohende Interessen (Rohstoffe) verfolgt und zur Zerstörung staatlicher Strukturen beiträgt, muss gestoppt werden.
Die Friedensbewegung in Deutschland steht für klare politische Alternativen, die sie von den Regierenden einfordert: Keine Auslandseinsätze der Bundeswehr und Abzug aus allen Kriegsgebieten, strikte Bindung deutscher Außenpolitik an das Völkerrecht, Absage an weitere Aufrüstungsmaßnahmen der Bundeswehr, der NATO und der EU. Wir sagen: Nein zur NATO, Nein zu Kampfdrohnen und fordern den Abzug der Atomwaffen aus Büchel in Rheinland-Pfalz, ein striktes Verbot von Rüstungsexporten, zivile Produktion statt Rüstung.
10. Wie kann der interkulturelle Dialog zum Frieden beitragen?
Sich gegenseitig kennen zu lernen, ist eine Voraussetzung dafür einander zu verstehen. Je mehr ich von dem anderen weiß, desto mehr überlege ich in Konfliktsituationen, wie wird er reagieren, wie kann ich ihm meine Interessen vermitteln. Voraussetzung ist aber, dass Schluss mit Rassismus und jeglichem Überlegenheitsgefühl sein muss. Das ist noch ein weiter Weg. Kultureller Austausch und zivile Handelsbeziehungen können dazu beitragen.
11. Welchen Beitrag können die verschiedenen Religionsgemeinschaften zum Frieden leisten?
Erst einmal könnte die christliche Welt die christliche Friedensbotschaft ernst nehmen. Bisher geben „wir“ doch ein extrem kriegerisches Beispiel. Die beiden Weltkriege, der Vietnamkrieg, der Krieg gegen Afghanistan und Irak, die Kriegshetze gegen Libyen, Syrien, Iran, alles ging und geht aus von der so genannten christlichen Wertegemeinschaft. Bisher hat das Christentum zu wenig für den Frieden getan. Das Beten allein scheint auch nicht zu helfen. Ich denke, dass die Mitglieder der christlichen Kirchen von ihren Oberen konkrete Friedenspolitik einfordern müssen, also Schluss mit der Unterstützung für Kriegseinsätze, Schluss mit der Unterstützung von Waffenlieferungen, Schluss mit der Militärseelsorge. Wenn die christlichen Kirchen da vorangehen würden mit ihrer Friedensagenda, könnte auch gleichberechtigt mit anderen Religionen über Frieden geredet werden.Erklärungen, Diskussionsveranstaltungen und Reisen der Religionsvertreter in die Krisengebiete könnten Wege zur Diplomatie öffnen. Den interreligiösen Dialog halte ich für wichtig, um sich nicht für politische Einstellungen und Feindbilder missbrauchen zu lassen.
12. Wie wichtig ist die Wechselbeziehung zwischen Frieden und Gerechtigkeit?
Sehr wichtig. Die ungerechte neoliberale Weltwirtschaftsordnung wird mit allen Mitteln – eben auch mit Militär – aufrechterhalten. Länder, die sich dem Diktat der reichen Industrienationen nicht beugen, sondern eigene Interessen verfolgen, geraten dabei ins militärische Visier. Eine gerechte Nord-Süd-Politik und faire Kooperation ist die Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden. Eine Welt mit guten Lebensbedingungen für alle Menschen setzt nicht nur soziale Verbesserungen, sondern auch eine friedliche Welt voraus. Wir brauchen mehr Menschen, die sich auch im eigenen Land gegen den Abbau sozialer Errungenschaften wehren. Der friedenspolitisch sehr aktive Liedermacher Konstantin Wecker hat in einem Interview kürzlich betont, dass die Begeisterung für eine gerechte Welt neu erweckt werden müsse. Dabei gelte es vor allem junge Menschen zu gewinnen. Nur im Frieden kann eine Gesellschaft gestaltet werden, werden kreative und humane Kräfte freigesetzt. Nur im Frieden können die großen ökonomischen und ökologischen Probleme unseres Planeten gelöst werden. Nur im Frieden kann eine gerechte, demokratische Gesellschaft erfolgreich sein. Für mich bleibt der Satz aus dem DGB-Grundsatzprogramm ein ständiger Auftrag: „Soziale, ökonomische und ökologische Konflikte müssen auf zivilem Wege ohne militärische Gewalt gelöst werden.“
13. Wie können die Medien zur Friedenserziehung beitragen?
Wesentlich. Aber in wessen Hand befinden sie sich, wessen Interessen verfolgen sie? Die großen Medien unterstützen fast ausschließlich die Regierungspolitik, damit auch die Auslandseinsätze. Im Hinblick zum Beispiel auf die Ukraine haben wir es teilweise mit medialen antirussischen Scharfmachern zu tun. Bezüglich der Medien kann von der vierten Waffengattung gesprochen werden. Die Leitmedien sind auch personell eng mit den Rüstungskonzernen und Militär-Think-Tanks verbunden. Da kann man nicht viel Gutes erwarten.
In diesem Zusammenhang weise ich gern auf die Broschüre des Bremer Friedensforums hin: „Wir befinden uns mitten im Krieg –Militarisierung im digitalen Zeitalter“. Darin wird die besondere Rolle der Bertelsmann-Stiftung hervorgehoben. Flankiert von den Verlagen, den Print- und den elektronischen Medien des Bertelsmann-Konzerns sowie mit Hilfe von Sicherheitsexperten wie der Venusberg-Gruppe betreibt der in Gütersloh ansässige „Think Tank“ zielstrebig die Militarisierung der Gesellschaft in Deutschland und Europa.
Die Friedensbewegung hat keine Zeitungs- und sonstige Medienmacht. Dennoch gibt es kritische Zeitungen und vor allem immer mehr Online-Portale. Sicherlich haben die Medien, die nicht dem Mainstream hinterher laufen, dazu beigetragen, dass die Mehrheit der Bundesbürger immer noch so kritisch gegenüber Kriegspolitik eingestellt ist. Ich wünsche ihnen mehr Leserinnen und Leser und Abonnenten.
14. Wie wichtig sind Demos für den Frieden?
Demonstrationen und Kundgebungen sind ein demokratisches Grundrecht. Indem wir auf die Straße gehen, verteidigen wir auch die Demokratie und den Frieden. Einfluss auf die Politik werden wir mit Demonstrationen aber erst gewinnen, wenn wir Hunderttausende sind. Das ist unser Ziel, bis dahin „üben“ wir (lacht). Aber selbst Millionen Friedensbewegte haben ja in den 1980er Jahren den NATO-Raketen-Beschluss oder 2003 den Irak-Krieg nicht verhindern können. Demonstrationen und andere kleinere, aber öffentliche Aktionen bleiben wichtig, umauf friedensstörende Politik aufmerksam zu machen, Menschen für den Frieden zu sensibilisieren und zum eigenen Engagement zu bewegen. Die Organisatoren von Friedensdemos freuen sich natürlich, wenn die Resonanz wieder größer wird.
15. Wie kann man die sozialen Medien nutzen, um eine Kultur des Friedens aufzubauen?
Da wir mit unseren Flugblättern und Info-Zeitungen keine große Reichweite haben, während die kriegsbefürwortende Seite Zeitungen und Fernsehen hinter sich weiß, versuchen wir auch über soziale Netzwerke unsere Zielgruppen zu erreichen. Ich mache in diesem Zusammenhang natürlich gern Werbung für die Facebook- und Internetseite des Bremer Friedensforums. In unseren Beiträgen machen wir auch deutlich, dass mit den Ausgaben für militärische und kriegerische Zwecke Riesensummen unserem Lebensbereich entzogen werden, dadurch Unzufriedenheit in der Bevölkerung entsteht und diese wiederum oft rechtsgerichteten Organisationen zugutekommt. Diese aber haben mit dem Frieden nichts im Sinn.
Die aktuelle politische Situation fordert dringend Aktionen für den Frieden. Viele Menschen sind bestürzt über die Konfrontations- und Kriegspolitik. Doch ohne Mobilisierung, ohne Proteste auch auf den Straßen und Plätzen wird diese Politik nicht aufzuhalten sein. Die Beschlüsse des NATO-Gipfels von Wales sind ein erneutes alarmierendes Zeichen. Dabei sehen wir vor allem die deutsche Bundesregierung als Adressatin unseres Protestes.
Am Samstag, 11. Oktober, findet von 11 bis 17 Uhr in Hannover (DGB-Haus, Otto-Brenner-Straße 1), eine Aktionskonferenz für den Frieden statt. Ziel dieser Einladung ist eine sichtbare Mobilisierung gegen den Krieg und für den Frieden. Das Gefühl „so kann es nicht weiter gehen, wir leben in einer schlimmen und schwierigen Situation, jetzt ist es Zeit, sich zu äußern und zu artikulieren“, soll in Aktionen Ausdruck finden.
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