Plötzlich umgab uns Stille (WAT)
Während des Genozids in Ruanda entkam Englebert einem der schlimmsten Massaker. 20 Jahre später erzählt er vom Überleben und vom Leben danach. Ein erschütternder Appell gegen das Vergessen von einem, der sich nicht mehr erinnern will. Ohne Unterlass durchstreift Englebert Munyambonwa, ein sechsundsechzig-jähriger Tutsi, die Straßen und Kneipen von Nyamata im Süden Ruandas stets einen Witz auf den Lippen, ständig in Bewegung. Im Gehen weiche er der Schwarzseherei aus, sagt er. Er wolle sich nicht mehr erinnern.Doch nach ein paar Bier und aus Freundschaft zu dem französischen Journalisten, mit dem er so gern plaudert, beginnt Englebert zu erzählen: von einem Leben voller Brüche und Neuanfänge, von den ersten Verfolgungen durch Hutu in den sechziger Jahren und von den Hoffnungen junger afrikanischer Intellektueller. Immer wieder flammt der Hass zwischen Hutu und Tutsi auf und treibt Englebert mit seiner Familie zur Flucht. Und immer wieder kehren sie zurück bis zum Massaker von Nyamata, bei dem 1994 mehr als 45?000 Menschen niedergemetzelt werden. Englebert überlebt in den Sümpfen, vier Wochen lang, jeden Tag aufs Neue bedroht.Kaum jemand hat sich der Aufarbeitung des Genozids in Ruanda derart verschrieben wie der französische Journalist und Romancier Jean Hatzfeld. Bei seinen Recherchen in Nyamata lernte Hatzfeld auch Englebert kennen. Nun leiht er ihm seine Stimme für das so beeindruckende wie bedrückende Porträt eines Lebens und der ausweglosen Flucht vor der Erinnerung.