Dr. Ali H. Alyami – für Pressefreiheit und Menschenrechte in Saudi Arabien
Von Milena Rampoldi, ProMosaik. Nachstehend mein Interview mit Dr. Ali H. Alyami vom Center for Democracy & Human Rights in Saudi Arabien (CDHR), mit Sitz in Washington. Dr. Alyami stammt aus Saudi Arabien und hat in den USA gelebt und studiert. Seine Doktorarbeit verfasste er über den Einfluss der Modernisierung auf die Stabilität der saudischen Monarchie.
Wie es auf der Internetseite des Zentrums heißt: „Wegen seiner Zentralität für den Islam und als bedeutender Erdölexporteur sowie die strenge religiöse Doktrin des Staates spielt Saudi-Arabien weltweit eine große Rolle im Leben der Muslime und Nicht-Muslime. Folglich sind die Politik und die politische Praxis für die Bevölkerung im Land und auch für die internationale Gemeinschaft von großer Bedeutung.“ Für ProMosaik ist die Debatte um Saudi Arabien auch wesentlich, um den Unterschied zwischen der Interpretation des Islam aus der Sicht der Wahabis und anderer Interpretationen des Islam durch andere muslimische Gemeinschaften und Rechtsschulen aufzuzeigen. Für mich persönlich gilt dies insbesondere, wenn wir über Frauenrechte sprechen.
Wie wurde das CDHR gegründet?
Das CDHR ist ein eingetragener Bildungsverein mit Sitz in Washington. Gegründet wurde das Zentrum im Jahre 2003, um die politischen Reformen und die soziale Gerechtigkeit in Saudi Arabien zu fördern, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Für mich bedeuten politische Reformen in Saudi Arabien die Umwandlung der saudischen politischen Struktur von ihrer derzeitigen autokratischen Familienmonarchie in eine partizipative politische Struktur. In dieser letzteren wären die Bürgerrechte der saudischen Bürger und auch der Ausländer geschützt. Es würden die vollen Rechte für alle gelten und nicht nur die einer Gruppe. Die Bürger würden auf diese Weise auch an der Gestaltung von Politik und Gesellschaft teilhaben. Diese politische Reform würde auch die soziale Gerechtigkeit im Land, die Achtung der Minderheiten und die Förderung der Frauenrechte gewährleisten.
Welche sind die Hauptaktivitäten Ihrer Organisation?
Unsere Haupttätigkeit betrifft die Bildung in Form von Forschung, Interpretation, Analyse und öffentlichen Diskussionen und Konferenzen über die Ereignisse in der saudischen Gesellschaft. Es ist wichtig, aus einer direkten Quelle zu wissen, was dort wirklich geschieht, um sich ein wahres Bild zu machen, das nicht auf Vorurteilen aller Art beruht.
Wie sieht es derzeitig in Saudi Arabien mit der Zensur aus?
Schwierig. Saudi Arabien wird von einer absoluten Monarchie regiert, die alle Formen des freien Ausdrucks als unislamisch und somit als verboten betrachtet. Unser Zentrum kämpft für die Beseitigung aller Formen der Zensur in Saudi Arabien und über Saudi Arabien. Die freie Meinungsäußerung ist ein wesentlicher Aspekt einer demokratischen Zivilgesellschaft. Wir müssen also einen unzensierten Informationsfluss nach und aus Saudi Arabien fordern.
Eine Ihrer Tätigkeiten betrifft die Vernetzung mit anderen Gruppen. Warum denken Sie, ist es wichtig, länderübergreifende Partnerschaften zu bilden?
Es ist wichtig, mit anderen Gruppen zusammenzuarbeiten, um die Demokratie und die soziale Gerechtigkeit in Saudi Arabien zu fördern. Kooperationen helfen uns auch, mehr Attraktivität, Respekt, Glaubwürdigkeit und lokale, regionale und globale Unterstützung zu erhalten.
Arbeiten Sie mit lokalen Behörden und Institutionen zusammen? Wenn ja, wie?
Wir tun dies in den USA und in Ländern, in den die Zivilgesellschaft und die Meinungsfreiheit erlaubt sind und praktiziert werden. Saudi Arabien gehört nicht zu diesen Staaten. Unsere Arbeit gilt dort als unislamisch und bedroht somit die saudische Reputation und die Praktiken vor Ort. Wir vernetzen uns aber mit den demokratischen und Menschenrechtsgruppen in den USA, Europa und auch mit Einzelinitiativen in den arabischen und muslimischen Gemeinschaften.
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