Der schwarze Mann – ein fremdenfeindliches Spiel

Liebe Leserinnen und Leser,

die meisten weißen EuropäerInnen, die wie ich persönlich zu Beginn der Siebziger geboren wurden, spielten im Kindergarten schon mal das Spiel “Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann?” Das Spiel wurde hingenommen… denn es gehörte einfach dazu. Man lief vor diesem unsichtbaren schwarzen Mann davon auf die andere Seite… man rettete sich als WEISSES Kind vor einem gefährlichen, unsichtbaren schwarzen Mann auf das sichere Ufer… und immer wieder…. Woher die Figur des schwarzen Mannes und ihre bedrohliche Beschaffenheit herstammt, wird in einem wundervollen Artikel auf www.xenophobie.net beschrieben.

Die Gefahr, SCHWARZ und BEDROHLICH gleichzusetzen, ist absolut nicht zu unterschätzen, denn durch solche Spiele haben viele unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger gelernt, das SCHWARZE als das ANDERE und GEFÄHRLICHE zu meiden, zu diskriminieren oder noch schlimmer in der Gesellschaft zu STIGMATISIEREN … Ich freue mich auf Ihre Zuschriften unter: info@promosaik.com, vor allem auch zum Thema der sogenannten “pädagogischen Gehorsamserpressung” der Kinder durch schwarze Monsterfiguren…. Ist diese Pädagogik wirklich vollkommen ausgestorben oder lebt sie durch die xenophoben Einstellungen eine neue Renaissance heute mitten in unserer multikulturellen Gesellschaft?

Ihre Milena Rampoldi

Was ist der “Schwarze Mann”?

Dem “Schwarzen Mann” sind viele Bedeutungen zuzuordnen. Bereits im Mittelalter trat er in Erscheinung und hat hier vermutlich seinen Ursprung. Zu Pestzeiten wurde eine männliche Person beauftragt, in den Häusern die Pesttoten zu holen. Diese Erscheinung war für die Kinder gruslig. Komplett schwarz gekleidet mit einer speziellen Kopfbedeckung, einer Kappe mit schnabelähnlicher Öffnung. Wenn dieser Mann durch die Straßen ging, entwickelte sich zu Recht Angst, denn die Pest war in der Stadt.

 

Wieso sprechen wir heute immer noch vom “Schwarzen Mann”?

Die Figur des "Schwarzen Manns" kann bei Kindern den Grundstein für fremdenfeindliche Vorurteile legen.

Der Mythos ist ziemlich verbreitet und in vielen Ländern vertreten. Über viele Jahre vermittelt man den Begriff “Schwarzer Mann” sinnbildlich weiter. Er taucht auf in Kinderliedern (Butzemann) oder wird Personen, wie dem Köhler oder Schornsteinfeger angehaftet. In einigen Ländern erreicht er sogar einen rassistischen Hintergrund.

Eine magische Bedeutung erzielt der “Schwarze Mann” in den Kinderzimmern. Mit grusligen Geschichten wollte man eine scheinbar spannende Unterhaltung herbeiführen. Das eigentliche Ziel war aber den Kindern Gehorsam abzuverlangen. Großeltern, Eltern oder Ammen schürten mit Geschichten vom “Schwarzen Mann” Ängste vor Fremden oder warnten vor Gefahren, in der Hoffnung, dass die Kinder folgen und Gefahren vermeiden.

Leider ist es auch heute in vielen Familien üblich, Personen oder Figuren einzusetzen, von denen eine angebliche Gefahr ausgeht. Umgangssprachlich verbindet sich mit dem Wort “schwarz” etwas Ungesetzliches, Trauriges oder Schlechtes. “Schwarz” ist tief in der Wahrnehmung eingebettet. Eine positive Bedeutung des Begriffs ist selten. Um Menschen abzuwerten, bedient man sich gern des Wortes “schwarz” in Verbindung mit einer Person.

Welche Auswirkungen hat das auf die Entwicklung der Kinder?

Fangspiele, wie “Wer hat Angst vorm schwarzen Mann” lassen vorerst nichts Schlechtes erahnen, vermitteln aber im Unterbewusstsein deutlich Angst vor etwas nicht Greifbarem. Kinder erleben sehr intensiv und gerade in den jungen Jahren sind sie empfänglich für Fantasiegebilde. Drohungen wie: “Wenn du nicht hörst, kommt der schwarze Mann und holt dich”, sind besonders gefährlich. Durch dieses Verhalten entstehen Ängste, die sich manifestieren. Es werden Angststörungen hervorgerufen, unter denen die Kinder ihr weiteres Leben leiden.

Es sind gelernte, anerzogene Ängste, die unter anderem auch zu einer Xenophobie führen können. Hier lauert die Gefahr, sich menschenfeindliche Tendenzen anzueignen und eine tiefe Abneigung gegenüber anderen oder andersartigen Menschen zu entwickeln. Ein gesunde Kontaktaufnahme zu Fremden fällt diesen Kindern sehr schwer oder ist vollständig ausgeschlossen. Eltern sollten das Monster nicht herbeirufen, sondern es vertreiben.

Ein gewisser Grad an Fantasie ist erlaubt, aber es darf nicht dazu führen, dass sich beim Kind im späteren Leben Eigenschaften einstellen, die das Sozialverhalten gegenüber ihren Mitmenschen einschränken.
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