Der Medicus – nach dem Buch von Noah Gordon
Der Medicus – nach dem Buch von Noah Gordon
Rezension zum Film: Der Medicus, 2013.
Kurz zum Inhalt des Films. Die Geschichte beginnt im London des 11. Jahrhunderts. Rob Cole erspürt den Tod seiner Mutter durch deren Hände kurz bevor sie stirbt durch eine Gabe, die er erst nicht erkennt und erst viel später auch für sich annehmen kann. Kurz darauf schließt er sich einem Baderchirurgen an und erlernt durch diesen die Heilkunst des 11. Jahrhunderts, erfährt aber auch bald, dass sie sehr begrenzt ist. Bei einer Augenoperation, die ein bekannter jüdischer Arzt durchführt, hört Rob zum ersten Mal von Ibn Sina, dem Arzt der Ärzte in Isfahan im fernen Persien. Er weiß sofort, dass er dorthin gehen muss, um seine medizinische Ausbildung bei Ibn Sina zu machen. Die Reise ist sehr lang und für Rob als Christen todesmutig. Also vollzieht er die Verwandlung von einem Christen zu einem Juden auf der Reise, um an der Madrassa (Schule der Heilkunst) des Ibn Sina aufgenommen zu werden. Dort wird er zum besten Arzt aller Zeiten ausgebildet und es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen Ibn Sina und Rob alias Jesse ben Benjamin. Robs Wissensdurst ist so groß, dass er sich in Todesgefahr begibt, indem er einen Leichnam obduziert, was zu der Zeit aus religiösen Gründen absolut verboten war, um zu erforschen, was die Seitenkrankheit ist und wie es überhaupt im Körper aussieht. Religiöse Unruhen im Land und insbesondere in Isfahan zwingen Rob schließlich das Land zu verlassen und nach England zurückzukehren, wo er als angesehener Arzt ein Krankenhaus eröffnet und Kranke behandelt, so wie er es in Persien gelernt hat.
Tom Payne als Rob Cole spielt meines Erachtens die Rolle perfekt, besonders, wenn man das Buch dazu kennt. Er ist überwältigt von dem Wunsch, Menschen heilen zu können und das drückt sich in seinem spielerischen Können aus. Ben Kingsley als Ibn Sina, dem Arzt der Ärzte zu jener Zeit ist einfach nur großartig. Ruhig, besonnen und weise führt er seine Studenten aus der Unwissenheit ins Licht und das sehr einfühlsam. Für mich besteht aber das allergroßartigste an dieser Geschichte in dem Kontrast, den die Geschichte im Film, wie auch im Buch, dort jedoch viel ausführlicher, herstellt und verdeutlicht den Unterschied zwischen dem dunklen, unwissendem Mittelalter Europas und der hellen, wissenden, großartigen Welt des Mittleren Orients. Die Tatsache, dass es zu dieser Zeit bereits äußerst umfangreiche Bibliotheken gab, aus denen die gebildeten Menschen jener Zeit schöpfen konnten, ist einfach großartig. Aber auch die Wahrheit, dass es schon zu der Zeit religiöse Fanatiker gab, die diesen Reichtum ihres eigenen Landes nicht zu schätzen wussten und nur ihre engstirnige fanatische Welt vor sich sahen. Daran hat sich ja auch bis heute leider nichts geändert.
Großartige Landschaftsbilder und einfühlsame Szenen machen den Film zu einem bemerkenswerten und nachschwingenden Erlebnis.
Es ist nur schade, dass der Film dem Buch von Noah Gordon am Ende nicht besser folgen konnte, weil das Buch ein sehr eindrucksvolles Bild zeichnet von der Intoleranz der Londoner Ärzte Neuem und Fremden gegenüber und Rob sich bis nach Schottland zurückziehen muss, um dort in Ruhe seine Heilkunst zu praktizieren. Aber da der Film sowieso schon sehr lang ist, ist es verständlich, das einige Szenen herausfallen mussten, was dem Film aber insgesamt überhaupt nicht nachträglich ist.
Angelika Keene
Quelle des Bildes: kino.de
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