Der Islam gehört zu Deutschland: ProMosaik e.V. im Gespräch mit Iman Andrea Reimann des DMK Berlin

Von Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – Ein wichtiges Interview mit Frau Iman Andrea Reimann vom DMK (Deutschsprachigen Muslimkreis) Berlin über die Bedeutung der interkulturellen Komponente und der Frau in der islamischen Gemeinde, die sich als Brücke zwischen Muslimen und Nichtmuslimen sieht und sich daher auch im interreligiösen Dialog engagiert. Wichtig erschien uns auch die konkrete Frage über die Brückenfunktion der Konvertiten, die vor allem in den westlichen Gesellschaften das Potential nutzen sollten, die Menschen zusammenzuführen, um Frieden und Harmonie in der Gesellschaft herbeizuführen. Weitere Informationen über die Tätigkeiten des DMK finden sie auf der Webseite des Vereins unter www.inssan.de  
 
Milena Rampoldi: Wie wichtig ist die interkulturelle Komponente in einer so internationalen muslimischen Organisation?
Andrea Iman Reimann: Die Mitglieder unseres Vereines haben einen sehr unterschiedlichen kulturellen Hintergrund, was uns verbindet ist der Islam und die deutsche Sprache. Niemand geht nur von sich aus und sieht seinen Standpunkt als Standard an, es wird mehrheitlich gefragt: „Wie seht ihr das? Wie macht ihr das?” Es ist ein ständiges Reflektieren der eigenen Meinung, es entstehen wunderbare Beziehungen und jeder ist aufgefordert, stets über seinen Tellerrand hinauszusehen. Von daher ist diese Komponente essentiell für ein erfolgreiches Miteinander.
 
MR: Welche Hauptziele verfolgen Sie mit Ihren Aktivitäten?
AIR: Das Hauptziel unseres Vereines und unserer Aktivitäten sehen wir darin, unseren Mitgliedern eine funktionierende Gemeinde zu geben. Jeder ist hier willkommen und soll sich wohlfühlen, jeder kann sich einbringen und die Gemeinde mitgestalten. Wir begleiten unsere Mitglieder auf den verschiedensten Ebenen – auf dem islamischen Weg durch Grundlagenunterricht oder auch auf ihrem persönlichen Weg durch professionelle Sozialberatung.
Ein anderer Aspekt ist die Darstellung des Islam in der deutschen Öffentlichkeit, wir möchten durch unsere Aktivitäten (z.B. Kooperationen mit kirchlichen Trägern oder Teilnahme an interreligiösen Dialogen) die Wahrnehmung des Islam als Teil der deutschen Gesellschaft verbessern.

 

 
 
MR: Wie wichtig ist die Frau in der muslimischen Gemeinschaft? Wie kann man die Frau in der muslimischen Gemeinschaft stärken?
AIR: Die Frau ist ein unschätzbarer Teil der muslimischen Community. Soweit ich das erfahre, fordern die Musliminnen islamische Bildung für sich und die Kinder ein. Sie setzen sich aktiv mit der Umsetzung im Alltag auseinander. Manche setzen kreative Akzente indem sie Bücher schreiben.Viele unserer Frauen haben eine Berufsausbildung oder einen Studienabschluss, eine große Anzahl von Frauen ist heutzutage in den unterschiedlichsten Bereichen berufstätig. Eine Stärkung der Frauen ist immer eine Frage der Bildung und der Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung. Die Partizipation von Frauen und Männern stellt eine wichtige Säule in der Arbeit im Dmk Berlin dar.
 
 
MR: Wie wichtig sind Informationen über den Islam, um den eigenen Glauben zu stärken und dann auch den Dialog mit anderen Religionen zu suchen?
AIR: Deutschland ist immer besser aufgestellt, was die islamische Literatur betrifft- noch lange nicht genug natürlich. Trotzdem fehlt es an Persönlichkeiten mit umfassendem Wissen, die es dem Muslim bzw. der Muslima für ihren Alltag aufbereiten. Das ist unglaublich wichtig. Nur wenn wir mit genügend Informationen versorgt sind und diese im Alltag praktizieren,  werden wir zu gefestigten Persönlichkeiten. Das ist für einen fruchtbaren Dialog mit anderen Religionen wichtig, sei es auf der Straße oder in Veranstaltungen.
 
MR: ProMosaik e.V. sieht die Konvertiten als Brücke zwischen dem Westen und den Islam zwecks Förderung von Toleranz und Akzeptanz. Wie sehen Sie das?
AIR: Für mich kommt das ganz auf die Persönlichkeiten an. Ich kenne so viele gebürtige Muslime, die mit ihrer wunderbaren Art und Weise Brücken schlagen.
Oft entwickeln gerade Konvertiten eine ganz spezielle Art und Weise, mit den Kulturen umzugehen. Sie sind „Experten” ihrer deutschen Kultur, entwickeln aber auch ein tiefes Verständnis für die kulturellen Ausprägungen des Islam. Wobei es weder „die eine deutsche Kultur” noch „die eine Kultur des Islam” gibt. Die Meinung, dass Konvertiten fast zwangsläufig Brückenbauer sind, hängt unserer Meinung nach von der jeweiligen Persönlichkeit und der eigenen Bereitschaft, sich auf beide Kulturen einzulassen, ab.
 
MR: Was haben Sie erreicht und welche Ziele möchten Sie inshallah in der nahen Zukunft anstreben?
AIR: Die Tatsache, dass der Islam zur Lebenswirklichkeit in Deutschland gehört, wurde ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Wir wünschen uns, dass die muslimische Gemeinschaft in naher Zukunft noch stärker als Teil der hiesigen Gesellschaft positiv wahrgenommen wird. Dazu wollen wir als Dmk Berlin aktiv mit unserem Engagement im sozialen Bereich, mit Angeboten für Kinder und Jugendliche in der Bürgerplattform Wedding / Moabit und im Umweltschutz beitragen. Dafür stehen wir und dafür setzen wir uns ein.
Es gibt zwei Projekte, die wir in naher Zukunft verwirklichen möchten:
1. Ein Kitaprojekt, das drei Religionen unter ein Dach bringt und den Namen “Gärten für Drei” – Drei Religionen Kita Haus trägt.
2. Das Dmk Zentrum für Berlin als Bildungs- und Begegnungsstätte für Muslime und Nichtmuslime