Brunella Giovannini – Gedichte (viersprachige Ausgabe)
Redaktion von ProMosaik.
Die Poesie kann als die Kunst bezeichnet werden, die Tatsachen, Bilder und Gefühle zum Ausdruck bringt und darstellt und somit keine Grenzen kennt. Wie man so schön sagt, ist im Grund jede(r) von uns eine Dichterin/ein Dichter…
Aber nur wenige füllen schüchtern und ohne Anmaßung weiße Blätter mit Worten. Ohne Reim, zeitlos und oft auch ohne jeglichen Sinn; aber die Dichterin/der Dichter schreibt vor allem für sich selbst und legt mutig ihre/seine Seele bloß. Die Dichterin/der Dichter ist oft eine sehr sensible Persönlichkeit. Und diese Sensibilität versetzt sie/ihn in die Lage, Empfindungen, Emotionen und kaum bemerk-bare Nuancen wahrzunehmen. Jedes Element, auch das einfache Aufblühen einer Blume, kann sich in Poesie verwandeln.
In dieser Sammlung präsentiert die italienische Dichterin Brunella Giovannini einige ihrer Texte. Die Themen erstrecken sich von den autobiographischen Gedanken zu Ereignissen des Zeitgeschehens. In einigen Gedichten spricht sie von Naturkatastrophen (beispielsweise den Erdbeben und Überschwemmungen, die in den letzten Jahren Italien heimsuchten). In anderen denunziert sie wiederum die Ausbeutung der Kinder in der Dritten Welt; das Gedicht mit dem Titel “Storie di bambini e di sassi” (Geschichten von Kindern und Steinen) ist im Benin verortet und fokussiert auf das trurige Dasein der Kinder, die Tag für Tag dazu gezwungen werden, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang Steine zu zerschlagen, um dann nach stundenlanger Arbeit eine halbe Schale Reis zu erhalten. Diese unmenschlichen Bedingungen lassen ihre Blicke apathisch werden und löschen ihr Lächeln aus; in dieser matten und staubgrauen Atmosphäre überleben nicht einmal die Träume.
In einem anderen Text wird auf sanfte Weise das Thema der Behinderung aufgegriffen.
Die Poesie verhält sich auch nicht gleichgültig gegenüber der Tragödien, die sich während der Hoffnungsreisen der Migranten und Flüchtlinge übers Meer ereignen. Im Gedicht “Un fiore per Nadir” (Eine Blume für Nadir) nimmt die Dichterin Bezug auf das Drama der syrischen Zivilisten, der unschuldigen Opfer eines vergessenen Krieges.
Es handelt sich um Gedichte, die uns dazu zwingen, uns zu erinnern, uns umzudrehen und unseren Blick auf die Ungerechtigkeit und Brutalität einer blinden Gewalt zu werfen, die nicht einmal die unschuldigsten Opfer, die Kinder, verschont. Die Autorin fühlt sich so verbunden mit diesen Tragödien, dass sie das Bedürfnis verspürt hat, mit dem Gedicht zu beginnen und dann auf die Verfassung ihres kurzen Romans “Un volo di farfalle” (Schmetterlingsflug) zum selben Thema überzugehen.
Der kurze Roman ist eine berührende Geschichte, die auf die Schiffstragödie von Lampedusa vom 3. Oktober 2013 Bezug nimmt. Sie ist eine der vielen Meeresunglücke, deren Anzahl unaufhaltbar erscheint. Aber neben dem dramatischen Aspekt betont die Erzählung das Phänomen der Migration ausgehend von einer anderen Perspektive, in der die Unterschiede hinsichtlich Herkunft, Religion und Kultur keine Hindernisse darstellen, sondern eine Gelegenheit sind, um als Menschen zu wachsen. Die Lektüre dieses Romans lädt dazu ein, über Begriffe wie Willkommenskultur, Solidarität und Menschlichkeit jenseits jeglichen Unterschieds und jeglicher Zugehörigkeit nachzudenken.
Im Gedicht “L’Ultima Volta” (Das letzte Mal) fokussiert Brunella Giovannini auf das Thema der Gewalt gegen Frauen, die sehr oft mit dem Frauenmord endet. Zu Hause spielen sich wahre Tragödien ab: Das Gefühl, das zwei Menschen, Opfer und Henker, miteinander verbindet, kann man nicht Liebe nennen. Die Frauen erleiden in den meisten Fällen Schläge, Erniedrigungen, Übergriffe und psychologische Gewalt, ohne den Mut zu finden, sich dagegen aufzulehnen und sich zu wehren.
Sie sind zweifache Opfer: einerseits des Mannes, der sie missbraucht und andererseits der Angst, ihr Unglück könnte an die Öffentlichkeit gelangen. Mit diesem Text möchte die Dichterin die Opfer auffordern, sich von diesen unerträglichen Situationen zu befreien und den Mut zu finden, Respekt zu fordern und die eigene Würde zu verteidigen.
Zahlreiche Gedichte dieser Sammlung erhielten Preisauszeichnungen in berühmten Literatur-wettbewerben. Darüber freut sich die Dichterin natürlich, aber sie meint auch: „Der schönste Preis besteht darin, zu wissen, dass die Worte, die man schreibt, auch die Herzen der Leserinnen und Leser erreichen.“
Das Presseportal ProMosaik unterstützt diese Veröffentlichung, weil es an die Bedeutung der poetischen und künstlerischen Botschaft zwecks Förderung der Menschenrechte glaubt.
Den Link zum Erwerb einer Kopie des Buches finden Sie hier.
Verschiedene Interviews mit der Dichtern, der Herausgeberin und den Übersetzern der Gedichte finden Sie auf unserem Blog.
Die Bilder im Buch stammen von der Künstlerin Paola Ottaviani.