Von Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – Ein bei unser Interview mitHerrn Krafess vonIslamic Relief Suisse. Die Organisation ist in Genf tätig und gehört dem weltweiten Netzwerk von Islamic Relief an.
Anbei finden Sie einen kurzen Überblick über die Entstehungsgeschichte von Islamic Relief, das seit 1994 auch in der Schweiz tätig ist. Islamic Relief wurde im Jahre 1984 in Birmingham (Grossbritannien) gegründet, wo der Hauptsitzt sich auch befindet. Sie ist eine Nichtregierungsorganisation (NGO) für Katastrophen- und dauerhafte Entwicklungshilfe, die sich dafür einsetzt, die Not der Ärmsten dieser Welt zu lindern. Als erste muslimische Hilfsorganisation in Europa wurde Islamic Relief infolge der verheerenden Hungersnot im subsaharischen Afrika von zwei Medizinstudenten der Universität Birmingham gegründet. Ihr Motto „für eine bessere Zukunft“ stellt kein Optimismus sondern eher eine Herausforderung dar: zu einer solidarischen Welt irgendwann zurückkommen, wo Grundbedürfnisse aufgedeckt werden und die Gesellschaft von Freundschaft, gegenseitiger Hilfe, Mitleid und Achtung vor den anderen beherrscht wird. Islamic Relief teilt die Werte von Respekt, Neutralität, Integrität aber auch Unabhängigkeit und Professionalität. In Bezug dieser Werte hilft Islamic Relief den Bedürftigen ohne Unterschied in Religion, Geschlecht oder Herkunft, welche Armut, Konflikte, Naturkatastrophen oder Hungersnot erdulden. Im Jahre 1988 vergrösserte sich Islamic Relief und wurde zu einem funktionalen Team im Hauptsitz in Birmingham. Seit 1992 wurden zahlreiche Büros gegründet wie z.B. in Albanien, Deutschland, Belgien, Kroatien, Niederlande, Italien oder auch in den Vereinigten Staaten. Islamic Relief arbeitet heutzutage in zahlreiche Bereiche und ist in über 40 Ländern tätig.
Islamic Relief Schweiz:1994 wurde Islamic Relief Schweiz in Basel offiziell gegründet. Seit 2002 verfügt Islamic Relief Schweiz über ein Büro in Genf. Ihre Aufgabe besteht aus 2 Hauptbereichen: Die Geldsammlung, um Nothilfe- und Entwicklungsprojekte zu unterstützen und eine Vertretungsrolle bei den Vereinten Nationen und internationalen Organisationen.
Das Genfer Team unterstützt diverse Projekte weltweit und arbeitet dabei sehr eng mit den anderen Büros des Netzwerkes von Islamic Relief zusammen und so auch mit den Partnern vor Ort.
Milena Rampoldi: Welche sind die Hauptziele von Islamic Relief Suisse?
Herr Krafess: Islamic Relief Suisse sieht sich als eine Organisation, die das Ziel verfolgt, das Leid der Mittellosen zu lindern und die Armut zu bekämpfen. Schwerpunkt sind dabei die muslimischen Länder.
MR: Was wichtig sind Vernetzung und Kommunikation in der Entwicklungshilfe?
K: Eine gute Kommunikation ist sehr wichtig im Rahmen der Arbeit im Bereich der Entwicklungshilfe. Alle humanitären Organisationen, ob nun muslimisch oder nicht, müssen sämtliche zur Verfügung stehenden Kanälen nutzen, einschliesslich der Medien, um über das Leiden zu berichten, aber auch über die durchgeführten Aktionen und die erzielten Erfolge. Es ist sehr wichtig, dass die Medien mehr über das Leid der Menschen berichten und auch mehr über Lösungen sprechen. Das setzt aber auch voraus, dass sich Entwicklungsorganisationen jeglicher Kultur und Religion immer mehr vernetzen. Es soll auch von Erfolgen berichtet werden. Die Menschen sollen nachvollziehen, wie Situationen in den armen Ländern verbessert werden, wie man was erreicht.
MR: Welche Hauptprojekte führen Sie durch?
K: In verschiedenen Ländern präsentieren sich zwei Situationen: Einerseits die der Kriegsflüchtlinge, die aus einem Kriegsgebiet fliehen, um sicher leben zu können und ihre Familien zu schützen. Andererseits gibt es die Situation der Wirtschaftsflüchtlinge, die der Misere in ihren Ländern entkommen wollen und sich daher auf den Weg in Länder begeben, die ihnen wirtschaftlichen Wohlstand bieten können. In der ersten Situation agieren wir mit Notprojekten, in der zweiten mit nachhaltiger Entwicklungshilfe, zum Beispiel, indem wir die Menschen durch die Gewährung von Mikrokrediten unterstützen.
MR: Welche sind Ihre Schwerpunktländer?
K: Die wichtigsten Länder, in denen wir tätig sind, sind Palästina, Syrien und die afrikanischen Länder. Wir arbeiten aber auch in Osteuropa (Albanien, Bosnien, im Kosovo) und in Tschetschenien.
In Syrien versuchen wir, den Menschen in den Kriegsgebieten Nothilfe zukommen zu lassen. In den afrikanischen Ländern fokussieren wir auf Bildung und Mikrokredite zwecks Gewährleistung einer nachhaltigen Entwicklung.
Frauen in den armen Ländern oft viel mehr von der Misere betroffen sind als Männer, beziehen wir bei allen Projekten Frauen so viel wie möglich ein.
Mikrokredit ist ein klein angelegter Kredit, der an Personen mit niedrigen Einkommen gegeben wird, um ihnen zu ermöglichen, eine selbständige Aktivität oder ein Kleinunternehmen zu gründen.
Dieses System ermöglicht dem armen Teil der Bevölkerung den Zugang zu einem Kredit, welche sonst die nötigen persönlichen Einlagen und Garantien nicht sammeln und daher keinen Bankdarlehen bekommen könnten. 3 Milliarden Menschen leben mit weniger als 2 Dollar pro Tag und sind von dieser Situation betroffen.
Der Mikrokredit hat im Vergleich mit klassischen Bankdarlehen den Vorteil, dass er die Begünstigten nicht durch übermässige Zinsen in die Verschuldung stürzt. Unsere Mikrokredite respektieren die islamischen Finanzregeln.
Der Mikrokredit ist deshalb sehr effektiv, um die Armut zu bekämpfen.
Islamic Relief führt weltweit Mikrokreditprogramme durch: Islamic Relief hat schon in den 90‘ Jahren Mikrokreditprojekte initiiert und sie werden seitdem gefördert. Tausende von Personen haben schon davon profitiert und konnten dadurch ihre Armut verringern.
Die Gewährung eines Mikrokredites ermöglicht u.a. :
- Den Kauf von Vieh
- Den Kauf von Material, um eine wirtschaftliche Aktivität anzufangen: Nähmaschine, Taxi usw.
- Den Bau von Gebäuden : Treibhaus usw.
MR: Welche Bedeutung hat die Bildung in der Entwicklungshilfe?
K: Die Bildung ist auf lange Sicht das Hauptkriterium, um sich aus der Armut zu befreien. Dazu dient unser Patenschaftsprogramm, denn jedes Kind hat nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht eine Schule zu besuchen. Denn Bildung gewährleistet Chancengleichheit und auch Wohlstand. Wir führen auch Sanierungen von Schulhäusern durch, verteilen Schulmaterial und starten Ausbildungsprogramme. Denn eine Gesellschaft ist nur stark, wenn die Menschen auch Zugang zur Bildung haben. Dazu gehört auch die Bewusstseinsbildung über die Wichtigkeit von Bildung und Bildungsarbeit.
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