Kinder als Opfer der nationalsozialistischen Rassenideologie in Norwegen
Rezension zu: Rehberg Sarah: Die nationalsozialistische Rassenideologie und ihre praktische Umsetzung am Beispiel norwegischer Kriegskinder aus der faschistischen Besatzungszeit 1940-1945, Grin Verlag, Norderstedt 2005.
Quelle: Nationalflaggen.de
In dieser Seminararbeit präsentiert die Autorin Sarah Rehberg das Thema der „Tyskerbarn“ (der sogenannten Deutschenkinder), die aufgrund ihrer Herkunft aus der norwegischen Gesellschaft ausgestoßen wurden, weil ihre Mütter den Feind geliebt hatten.
Wie oft in der Geschichte, wurde dieses Problem in der Gesellschaft verdrängt, und noch im Jahre 2000 treten einige ehemalige Kinder in Oslo als Kläger zusammen vor Gericht und fordern somit die norwegische Gesellschaft dazu auf, sich mit der eigenen nationalsozialistischen Vergangenheit und auch mit der Diskriminierung dieser halbdeutschen, unschuldigen Kinder auseinanderzusetzen. Eine Entschädigung wird ihnen jedoch verweigert, weil die Sache verjährt sei.
Das Problem ist heute nicht nur das der NS-Vergangenheit Norwegens, sondern wohl eher das der unbegründeten Diskriminierung von 10.000-12.000 Kindern deutscher Soldaten mit norwegischen Frauen, die keine Schuld an der NS-Eroberungspolitik und Rassenideologie hatten und in der Nachkriegszeit schwer sozial diskriminiert wurden.
Die norwegischen Kinder wurden für die großgermanische Reichsidee und die positive Auslese und NS-Rassenhygiene genutzt. Die Norweger galten für die nationalsozialistische Ideologie als besonders wünschenswert aufgrund der Reinheit ihrer Rasse.
Die Autorin beschreibt auch die SS-Institution nationalsozialistischer Rassenpolitik, Lebensborn e.V., die auch in Norwegen ihren Sitz hatte, um dort dieselbe Rassenzüchtung und „Sicherheit wertvollen Blutes für die deutsche Volksgemeinschaft“ durchzuführen.
1 Frau von 10 hatte in Norwegen eine Beziehung zu einem Deutschen gepflegt, was eine vergleichbar hohe Zahl ausmacht. Viele Frauen wurden so schwer von der norwegischen Gesellschaft diskriminiert, dass sie ihr Kind abgeben mussten und die NS-Organisation Lebensborn oft ihr einziger Zufluchtsort war.
Nach dem Krieg war die Situation, wie die Autorin beschreibt, noch schlimmer:
„Für die Mütter deutsch-norwegischer Kriegskinder und die Frauen, deren engerer Kontakt zu einem Deutschen während der Besatzungszeit aufgefallen war, begann nach der Kapitulation eine regelrechte Verfolgungswelle, die in Form von rechtswidriger Beraubung ihrer Rechte als norwegische Staatsbürger, Verhaftungen, Inhaftierungen, Zwangsarbeit und diversen Formen von Schikane erfolgte“.
Die Verarbeitung des Themas durch die norwegische Bevölkerung erfolgte erst in den späten Neunziger Jahren mit dem Buch von Kare Olsen über ein Thema, das so lange verdrängt und endlich historisch aufgearbeitet wurde.
Kåre Olsen: Vater: Deutscher. Das Schicksal der norwegischen Lebensbornkinder und ihrer Mütter von 1940 bis heute. Aus dem Norwegischen von Ebba D. Drolshagen. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2002, (norwegisch Krigens barn. De norske krigsbarna og deres mødre. Forum Aschehoug, Oslo 1998).
Und ein anderer historischer Aufarbeitungsprozess hat so seinen Anfang genommen, um die Versöhnung der Norweger untereinander zu erzielen.
Noch ein interessanter Artikel zum Thema der Ablehnung der Entschädigung für Lebensborn-Kinder:
Dr. phil. Milena Rampoldi
Redaktion von ProMosaik e.V.
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